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Reichenauer „Buch der Verbundenheit“

Vom Mönchs-Bund zur globalen Vergeschwisterung

Buch der Gebetsverbrüderungen

Schon seit dem Abschluss des Gebetsbundes von Attigny im Jahre 762 tauschte die Mönchsgemeinschaft des Klosters Reichenau Namenlisten ihrer Konventsmitglieder mit Listen anderer monastischer und geistlicher Kommunitäten im Karolingerreich aus.

Im Jahr 824 übertrugen sie die bis dahin eingegangenen Listen gemeinsam mit neu eintreffenden Namenlisten in ein Buch: das Reichenauer Verbrüderungsbuch. Damit verbunden war das Versprechen, für die im Buch „verewigten“ Brüder und Schwestern in Messfeiern und Gebeten zu gedenken.

In der Großen Landesausstellung Baden-Württemberg „Welterbe des Mittelalters. 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ (20. April – 20. Oktober 2024 im Archäologischen Landesmuseum, Konstanz) ist der Codex Ms. Rh. hist. 27 als Leihgabe der Zentralbibliothek Zürich ausgestellt.

Bereits im Jahre 800 war unter den Äbten Waldo (Reichenau) und Werdo (St. Gallen) ein „bilateraler“ Ver­brüderungsvertrag abgeschlossen worden, in dem vertraglich genau festgelegt war, welche Gebetsleistungen beim Tode eines Bruders in jeder der beiden Mönchsgemeinschaften zu verrichten waren, um ihm das ewige Seelenheil zu sichern.

Gedenk- und Freundschaftsbuch

Das Reichenauer Verbrüderungsbuch ist das umfangreichste von acht noch erhaltenen Gedenkbüchern. Es enthält mehr als 38.000 Namen von Mönchen und Nonnen, aber auch von „Freunden“ (amici) der Mönchsgemeinschaft (Stifter und Gönner, Kaiser, Könige und Grafen, Besucherinnen und Besucher).

In diesem frühen „Facebook des Mittelalters“, das durch die Jenseitsvisionen des Reichenauer Mönches Wetti im Jahr 824 einen starken Motivationsschub erhalten hatte, dokumentierten die Mönche ihre Verbundenheit mit den Mönchen und Nonnen im damaligen Frankenreich.

Himmlisches und ewiges Buch des Lebens

Durch die Eintragung in den Codex (Buch des Lebens) und durch Gebet und Fürbitte war nach mittelalterlicher Vorstellung der Einzug in das himmlische Jerusalem gesichert, denn das „Buch des Lebens“ ist ein Abbild des himmlischen „Buches des Lebens“. Eingeschrieben sind diejenigen, die bei Gott sind (Offb 3,5; 13,8; 21,7).

Herausgeber

Gemeinde Reichenau
Bürgermeister D. Wolfgang Zoll

Röm.-Kath. Kirchengemeinde
P. Stephan Vorwerk OSB

Layout und Realisation

Joachim G. Sauer

Konzeption

Prof. Dr. Dieter Geuenich
Wissenschaftliche Beratung

Karl Wehrle
Stiftung Welterbe Klosterinsel Reichenau

Berthold Winkler
Kloster_Innovation_Transformation