Skip to main content

Buch des Lebens

Spirituelles „Facebook“ des Mittelalters

„Jeder vom Volk Gottes, der im Buch geschrieben steht, wird gerettet werden“ (Daniel 12,1). In Analogie zum himmlischen „Buch des Lebens“ (Psalm 139) wurden die Bücher mit den Mitgliederund Totenlisten „Libri vitae“ genannt.

Wer im Reichenauer „Liber vitae“ eingeschrieben ist, kann dank der Gebetsleistungen der Mönche und ihres Glaubens zuversichtlich sein, das ewige Leben zu erlangen.

Durch das Gebets-Gedenken in der Liturgie und die Eintragung in das Verbrüderungsbuch war nach mittelalterlicher Vorstellung

• der eingetragene Name und damit die bezeichnete Person Gott anvertraut
• damit der Einzug in das himmlische Jerusalem in Aussicht gestellt
• die Linderung der zu erwartenden Sündenstrafen verbunden
• die Hoffnung auf das ewige Leben gegeben.

Ein Vergessen oder Löschen des Namens („damnatio memoriae“) bedeutete den Ausschluss aus der ewig bestehenden Gemeinschaft der Lebenden und Verstorbenen.

Uns Heutigen ist die „Endlichkeit“ des biologischen Lebens bewusst. Aber es gibt eine Sehnsucht nach  Unsterblichkeit; diese zeigt sich in verschiedenen
Formen:

• in der Erforschung von Langlebigkeits-Genen und Anti-Aging
• im Bestreben, sich mit dem Lebenswerk einen ewigen Namen (Ruhm) zu schaffen
• in der Hoffnung, als Person in einem künftigen Jenseits weiterzuleben
• in der Wachheit für den Augenblick, in dem wir uns ganz einsetzen für die ewige Wirkung unserer Taten im göttlichen Abenteuer der Evolution.

Die Welt und unser Universum können als ein „Buch der Natur“ gelesen werden, das wir je zu entziffern haben. Unser Leben ist uns jeweils aufgegeben: Wir schreiben jeden Tag eine neue Seite im persönlichen „Buch des Lebens“.

Und am Ende unseres irdischen Lebens erkennen wir uns im ewigen, himmlischen „Buch des Lebens“, in dem wir schon immer eingetragen sind, vor unserer Empfängnis ebenso wie nach unserem Tod.